Einblicke und Hinweise :

"Wenn man in früheren Epochen von der Medizin als Heilkunst sprach , so wissen wir heute , daß fast alle Therapie dem umfaßbaren Bereich der Kunst entzogen wurde ."
(Julius Knierim, Kassel: Bärenreiter 1979)

Die Beschränktheit der Heilkunst unserer Zeit begegnet uns jeden Tag ."
(Franz Alt, Liebe ist möglich, München: Piper 1985 )

"Kunst soll Lehrer sein– dieser Forderung kann sie, ohne sich selbst aufzugeben, nur in einem einzigen Sinn genügen: dem Menschen den Menschen sichtbar zu machen und damit sein Ziel: das Streben nach voller Menschlichkeit."
(Jurij Brezan)

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Arzt und Heilkünstler

Das Können des Arztes als Heilkünstler zeigt sich im Wesentlichen in der Fähigkeit, einen Prozess zu begleiten und mitzugestalten.

Und sein tiefes Wissen ergibt sich aus der offenen und achtsamen Wahrnehmung desssen, was Jetzt ist, dem Erkennen und Verstehen des Seins in diesem Augenblick als lebendigen Prozess.

Das "Wissenschaftliche", das festlegt und durch die Vergangenheit fixiert ist (alle Fakten wurden in der Vergangenheit gewonnen) erlaubt dem Arzt lediglich eine Therapie, die eine Fortpflanzung der Vergangenheit ist und damit die Chancen auf das Kommende und Werdende vermauert.

Heilendes und Heilsames

kann sich jedoch erst dann ereignen, wenn Krankheit, Leiden, sogar Sterben und Tod als lebendiger Prozess im Hier und Jetzt gesehen werden und mit Können und Wissen begleitet und mitgestaltet werden. Das setzt wahre Menschlichkeit und fundamentale Wachheit voraus.

Heilkunst wird auch erst dann möglich, wenn im Miteinander von Patient und Arzt beide von ihrem mehr oder weniger bewußten Thron des "Machers" steigen. Der oft verborgen liegende Hochmut des "Halbgottes" in Weiß wie auch des "Leidenden" wegen der ungerechten Erkrankung wird sich in Demut verwandeln und neue Wege gemeinsam ermöglichen. 

copyright :  gregor zimmermann  2017